Neben geeigneten Endgeräten wie Laptops oder Tablets fehlt es den Schulen vor allem an schnellem Internet und drahtlosem WLAN in den Unterrichtsräumen. An vielen Schulen sind die technischen Voraussetzungen für eine schnelle Bereitstellung von Breitbandinternet und WLAN überhaupt nicht gegeben. Eine Alternative bieten in solchen Fällen sogenannte Homespots oder Mobile Hotspots im Zusammenspiel mit der Mobilfunkversorgung der Schulen. Der Berliner Senat setzt in einem Beispielprojekt genau auf diese Lösung.
Im folgenden Beitrag gehen wir näher auf die Mobilfunkversorgung der Schulen ein und erklären Ihnen, warum Mobile Hotspots für viele Schulen eine sinnvolle Alternative sind. Das Berliner Homespot-Projekt stellen wir Ihnen kurz vor.
Schnelles Internet und WLAN – Grundvoraussetzung für digitale Unterrichtsformate
Digitale Unterrichtsformate benötigen eine geeignete IT-Infrastruktur an den Schulen. Schüler und Lehre nur mit Laptops oder Tablets auszustatten, wie sie gerade mit den vom Bund im Rahmen des Digitalpakts bereitgestellten Mitteln massenhaft angeschafft werden, reicht längst nicht aus. Ohne Internetzugang und WLAN sind diese Geräte für Formate wie Distanz-, Wechsel- oder Hybridunterricht nur eingeschränkt nutzbar. Beispielsweise ist es für den Hybridunterricht, die Mischung aus Online- und Präsenz-Unterricht, unbedingt erforderlich, dass die Lehrer und Schüler vor Ort mit den Schülern, die nicht anwesend sein können, online in Kontakt bleiben. Für das Streaming von Livebildern oder den Austausch von Unterrichtsmaterial und die gemeinsame Arbeit an den Unterrichtsthemen ist die schnelle, drahtlose Kommunikation über das Internet eine Grundvoraussetzung. Die Endgeräte per Kabel an das Schulnetz und Internet anzuschließen, ist keine Lösung. Drahtloser Netzzugang per WLAN ist zwingend notwendig.
Mögliche Hindernisse für die WLAN-Versorgung der Unterrichtsräume
Sowohl hinsichtlich des Breitbandinternetzugangs als auch hinsichtlich der WLAN-Versorgung in den Unterrichtsräumen hapert es an vielen deutschen Schulen. Die Bandbreiten der per DSL an das Internet angeschlossenen Schulen ist begrenzt und schnelle Internetanschlüsse per Glasfaser sind vielerorts noch Zukunftsmusik. Selbst wenn schneller Internetzugang vorhanden ist, bedeutet dass noch nicht, dass jeder Klassenraum über drahtlose Zugangsmöglichkeiten per WLAN verfügt. Oft verhindern bauliche Gegebenheiten und eine mangelhafte Kabelinfrastruktur die flächendeckende Ausstattung einer Schule mit WLAN-Accesspoints. Die entsprechende Infrastruktur bereitzustellen ist kostspielig und zeitaufwendig. Diese Zeit ist in der aktuellen COVID-19-Pandemie nicht vorhanden.
Mobile Hotspots – eine schnelle und einfache Lösung für WLAN und Breitbandinternet in jedem Klassenzimmer
Mobile Hotspots, auch Homespots genannt, bieten im Zusammenspiel mit der Mobilfunkversorgung der Schulen eine schnelle und einfache Lösung für WLAN und Breitbandinternet in jedem Klassenzimmer. Es handelt sich bei den Geräten um Router, die auf der einen Seite eine schnelle Mobilfunkanbindung an das Internet per 4G (LTE) oder 5G besitzen und auf der anderen Seite als WLAN-Hotspots fungieren. Geräte im WLAN-Funkradius der Homespots können sich mit den Routern verbinden und erhalten Internetzugang über das Mobilfunknetz. Die Homespots lassen sich überall im mobilfunkversorgten Bereich betreiben und benötigen nur eine für den jeweiligen Mobilfunkanbieter geeignete SIM-Karte. Je nach Gerät werden sie über das Stromnetz oder per Akku beziehungsweise Batterien mit Energie versorgt.
Die Inbetriebnahme dieser Geräte ist sehr einfach. Im Prinzip genügt es, sie an einem geeigneten Ort aufzustellen und den Anwendern die WLAN-Zugangsdaten bereitzustellen. Damit sind sie eine sinnvolle Alternative und pragmatische Lösung bis zur Ausstattung einer Schule mit einem Glasfaserinternetanschluss und WLAN-Accesspoints. Damit die Homespots an einer Schule einsetzbar sind, ist darauf zu achten, dass die Anzahl der Geräte, die sich per WLAN verbinden können, und die Internetgeschwindigkeit ausreichend sind. Die aktuell in Deutschland aktiven Mobilfunknetzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica (O2) haben alle entsprechende Geräte und Tarife in ihrem Portfolio. Der Homespot von Vodafone nennt sich beispielsweise GigaCube. Die Telekom vertreibt mobile WLAN-Router unter dem Produktnamen Speedbox. Je nach Gerätetyp eignen sich die Mobile Hotspots für 4G- und/oder 5G-Mobilfunknetze und erreichen Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 300 oder sogar 500 Megabit pro Sekunde.
Beispielprojekt: 10.000 Homespots für Berliner Schulen
Ein Beispielprojekt für die Ausstattung deutscher Schulen mit Homespots läuft aktuell in Berlin. Aufgrund der COVID-19-Pandemie und der notwendigen digitalen Unterrichtsformate hat der Berliner Senat für Bildung, Jugend und Familie beschlossen, Berliner Schulen 10.000 Mobile Hotspots zur Verfügung zu stellen. Klassenräume von circa 700 Berliner Schulen können dank der Homespots schnell und unkompliziert an breitbandiges Internet angeschlossen werden. Die Router sind als schnell realisierbare und pragmatische Zwischenlösung bis zur Ausstattung der Schulen mit flächendeckenden, leistungsstarken Breitband-Glasfaseranbindungen gedacht. Sie versorgen die Unterrichtsräume, in denen sie aufgestellt werden, mit WLAN und Internetzugang auf Basis einer schnellen LTE-Mobilfunkanbindung.
Die Deutsche Telekom und Vodafone stellen jeweils 5.000 LTE-Router für das Berliner Projekt bereit. Die Geräte müssen im Klassenraum nur an die Steckdose angeschlossen und an einer mit Mobilfunk gut versorgten Stelle, beispielsweise am Fenster, platziert werden. Die Berliner Bildungsverwaltung beschafft und bezahlt die Geräte. Die Anschaffungskosten liegen bei circa 100 Euro pro Gerät. Dazu kommen circa zehn Euro pro Monat für den Betrieb eines Geräts. Damit ergeben sich Gesamtkosten für die Anschaffung von circa einer Million Euro und Betriebskosten von circa 1,2 Millionen Euro pro Jahr. Die Homespots lassen sich in den Schulen natürlich auch für den normalen Präsenzunterricht verwenden. Die Lehrer sind in der Gestaltung ihres Unterrichts wesentlich flexibler und können Hybridunterricht für halbierte Lerngruppen anbieten. Erste Geräte des Berliner Projekts wurden bereits am 24.3.2021 im Immanuel-Kant-Gymnasium in Lichtenberg in Betrieb genommen.