In diesem Beitrag erfahren Sie, wer sich hinter dem 450connect-Konsortium verbirgt, wie die Technik des 450-MHz-LTE-Netzes aussieht, welche Vorteile das Netz bietet und wie der aktuelle Stand der Umsetzung ist.
Was ist 450connect?
Im Jahr 2021 vergab die Bundesnetzagentur das Frequenznutzungsrecht für den durch die Abschaltung des alten C-Funktelelefonnetzes frei gewordenen 450-MHz-Frequenzbereich an die 450connect GmbH. Bei der 450connect GmbH handelt es sich um ein Konsortium der Energie- und Wasserwirtschaft. Auf Basis von 450 MHz soll in Deutschland ein besonders sicheres, hochverfügbares LTE-Netz für kritische Infrastrukturen (KRITIS) entstehen. 450connect ist für den Aufbau der 450-MHz-Plattform verantwortlich und bis 2040 alleiniger Betreiber des Netzes.
Das Gemeinschaftsunternehmen 450connect hat seinen Sitz in Köln. Die vier gleichberechtigten Gesellschafter des Konsortiums sind der Energieversorger E.ON, ein Konsortium regionaler Energieversorger, die Versorger-Allianz 450 und der niederländische Energienetzbetreiber Alliander.
Das 450-MHz-LTE-Netz von 450connect – Basis für die Digitalisierung und Energiewende
Das 450-MHz-LTE-Netz von 450connect soll eine zentrale Rolle für die Digitalisierung und die Umsetzung der Energiewende in Deutschland spielen. Aufgrund seiner Eigenschaften ist das Netz wie geschaffen für den KRITIS-Sektor. Unternehmen aus den Bereichen Energieversorgung, Wasserwirtschaft, Telekommunikation und Verkehr erhalten ein schwarzfallfestes (Blackout-festes) Kommunikationsnetz für Sprache und Daten, mit dem sich Geräte, Anlagen und Prozesse in Echtzeit überwachen und steuern lassen. Beispielsweise können dezentrale Anlagen für erneuerbare Energien wie Windkraft- oder Photovoltaikanlagen über die 450-MHz-Funknetzplattform effizient und sicher in das Gesamtenergiesystem eingebunden werden. Das Netz bildet die Basis für eine sichere und hochverfügbare Kommunikation. Es gilt als einer der Enabler für die Energiewende und Digitalisierung in Deutschland.
Technik und Besonderheiten des 450-MHz-LTE-Netzes
Die für das 450-MHz-LTE-Netz genutzten Frequenzen stammen zum großen Teil aus dem Frequenzbereich des vor über 20 Jahren abgeschalteten C-Netzes. Der im Vergleich zu den aktuellen 4G- und 5G-Netzen niedrige Frequenzbereich von 450 MHz ermöglicht hohe Reichweiten und bietet eine gute Gebäudedurchdringung. Diese Eigenschaften machen 450-MHz-LTE interessant für den KRITIS-Sektor.
Über die 450-MHz-Plattform sollen Sprache und Daten übertragen werden. Der Frequenzbereich ist in einen Uplink-Bereich (451 bis 455,74 MHz) und einen Downlink-Bereich (461 bis 465,74 MHz) aufgeteilt. Von der Plattform unterstützt werden LTE-Standards wie LTE-Cat-M1 (Long Term Evolution for Machines) und damit auch die 5G-Anforderungen des 3GPP. Aufgrund der relativ schmalen Frequenzbereiche sind die maximalen Datenraten im Up- und Download im Vergleich zu den 4G- und 5G-Mobilfunknetzen deutlich begrenzt. Sie sind dennoch völlig ausreichend für die vorgesehenen Anwendungsszenarien. Die 450-MHz-Plattform wird vollständig unabhängig von den bestehenden Telekommunikationsnetzen realisiert. Sie ist über Notstromaggregate für mindestens 72 Stunden autark betreibbar. Die Plattform kann Daten abhängig von ihrer Kritikalität priorisieren. Um sich mit dem 450-MHz-LTE-Netz zu verbinden, sind spezielle Endgeräte mit Unterstützung des 450-MHz-Frequenzbereichs notwendig. Beispielsweise können sich geeignete intelligente Stromzähler mit dem Netz verbinden. Ein Zugang für Privatpersonen zum Netz ist nicht vorgesehen.
Welche Vorteile bietet die 450-MHz-Plattform von 450connect?
Die 450-MHz-Plattform von 450connect bietet unter anderem folgende Vorteile:
- hohe Reichweiten und gute Gebäudedurchdringung der Funkwellen
- gute Flächenversorgung mit wenig Funkmasten – kostengünstiger Aufbau und Betrieb
- unabhängig von bestehenden Telekommunikationsnetzen
- Notstromversorgung des kompletten Netzes – schwarzfallfest (Blackout-fest)
- Priorisierung von Anwendungen möglich
- hohe Zugangssicherheit zum Netz – kein Zugang für Privatpersonen
- redundanter Aufbau – garantierte Systemverfügbarkeit
- hohe Investitions- und Zukunftssicherheit
- Einsatz standardisierter Mobilfunktechnologien
Wie ist der aktuelle Umsetzungsstand bei 450connect?
Das 450connect-Konsortium hat schon vor der Vergabe der 450-Mhz-Nutzungsrechte begonnen, auf regionaler Ebene eine bundesweite Plattform basierend auf der 3G-Technik aufzubauen. Mit der Zuteilung der 450-MHz-Frequenzen 2021 fiel der Startschuss für die 450-MHz-Plattform. Bereits 2022 startet der Testbetrieb mit ersten Kunden. Für das Jahr 2023 ist geplant, in ersten Regionen den Betrieb aufzunehmen. Der vollständige Betrieb des 450-MHz-Funknetzes mit seinen circa 1.600 Funkstandorten ist bis Ende 2024 vorgesehen.